re:publica: Schlussbetrachtung
Diese digitalen Zeiten sind schnelllebig. Da geniesst man mal einen problematisierfreien Tag in der Berliner Sonne, und schon erscheint das eigene Fazit der re:publica vom ewig weiter beschleunigenden Lauf der Dinge völlig irrelevant und überholt. Aber ein Moment der Reflektion nach den Tagen der hektischen fast-Live-Artikel muss sein!
Persönliches Fazit: re:publica war perfekt organisiert, noch einmal ein »Danke schön« an Markus und Johnny. Netz war da, Verhungern und Austrocknen muss an einer Lokalität im Herzen Berlins sowieso niemand, daher war das mancherorts beklagte Thema »Befriedigung physiologischer Grundbedürfnisse« am Orte der Veranstaltung für mich bedeutungslos. Und da ich sowieso nicht in Erwartung des Gewinns sensationeller Erkenntnis nach Berlin gefahren war, konnte ich mich an einer unterhaltsamen Veranstaltung mit netten Menschen erfreuen.
Sehr erfreulich: Mit einer Ausnahme verkniffen sich die Anwesenden penetrante Reklame für ihre »großartigen web-2.0-igen« Klitschen, das war sehr angenehm.
Wenn es nächstes Jahr eine Neuauflage gibt, bin ich wieder dabei!
Thema »Übel des Konsens«: Tenor der Betrachtungen, die man allenthalben lesen kann, ist das Bedauern des »Konsens« auf den Podien und des Mangels an »Nicht-Konsens« durch das Publikum. »Konflikt« ist zunächst einmal kein Wert für sich, sondern kann nur über eine Sache festgemacht und ausgetragen werden. Das Ausfechten persönlicher Animositäten unter der Flagge von scheinbaren sachlichen Differenzen, das man bei den üblichen Verdächtigen in Blogs täglich lesen kann, halte ich nicht für eine wünschenswerte Erscheinung.
Für die nächste Auflage müssen die Themen schärfer gefasst, ihren Einführungscharakter verlieren, zugespitzt und Diskutanten ohne persönliche ökonomische Interessen am Thema gefunden werden. Ein Vertreter eines »AAL-Portals« auf dem Podium wird niemals scharf debattieren, da die Angst, dass jede schärfere Äußerung auf seinen/ihren Arbeitgeber zurückfallen würde, streitbare Äußerungen verhindert. Auf das Publikum kann man nicht zählen, die Frontstellung Podium vs. Publikum ist nicht das, was Habermas als »herrschaftsfreien Diskurs« definieren würde. Wünscht man das, muss man die Podien auflösen und die Panels als Unkonferenz im Barcamp-Stil organisieren.
Stimmen:
- argh! Ein Konsens-Beklager.
- Manuela
- Johnny auf Spreeblick
- Robert
- Ein komisches Video
- Markus
- Jan
- StefanMz stellt einen Randaspekt unangemessen in den Mittelpunkt. Vielleicht bin ich aber auch schon zu lange dabei, um beim Thema »Blogs und Geld« in mehr als routiniertes Gähnen zu verfallen…
Und dann nahm eine schöne Veranstaltung für Tim noch ein übles Ende.