»Alle Dinge sind im ewigen Fluss, im Werden, ihr Beharren ist nur Schein!« sagte angeblich einst der griechische Philosoph und Sprücheklopfer Heraklit. Da hatte er zeitlos Recht, auch wenn er vor gut 2500 Jahren naturgemäß nichts von unserer elektrisch-digitalen Gegenwart wusste…
Was ich damit eigentlich sagen möchte: Als letztes Stück der »Neuordnung der digitalen Assets« ist dieses in letzter Zeit etwas vor sich hinmodernde Blog mal wieder umgezogen. Es geht zurück auf die schon einmal von 2006 bis 2009 genutzte alte Domain uninformation.org:
uninform.at -> uninformation.org
Dabei werden auch alle teilweise schon jahrelang bestehenden Weiterleitungen anderer Feed-Adressen abgeschaltet und es gibt nur noch den einen »amtlichen« Feed:
Die Domain uninform.at wird in Kürze dichtgemacht. at wird immer teurer, außerdem soll das Löschen natürlich auch ein »Schnitt« sein, was mit dem alten Twitter-Namen schon ausgezeichnet funktioniert hat. Das ist der erste Schritt, in den nächsten Wochen soll dann das Blog noch vom seit 2002 archivierten Premium-Content entlastet und irgendwie »neu und frisch« werden.
Bloggen AD 2023 ist in gewisser Weise ein Neubeginn. Die »Blogosphäre« und »Social Media« aus den »Nuller-Jahren« existieren nicht mehr. Ihre verkohlten Trümmer sind im »Freund-Feind-Denken« gefangene digitale Schützengräben, aus denen rund um die Uhr borniertes Meinungs-Geplärre gefeuert wird. Ganz zu schweigen vom »bösen Elon« und der Zerfaserung der Trümmer von »Social Media« in diverse Dienste, die alle der Nachfolger von Twitter/X werden wollen. Die neue digitale Unübersichtlichkeit!
Immerhin hat der innere und äußere Zerfall des »Social Media« der Nuller-Jahre zu einer kleinen Renaissance des Bloggens geführt. Das eigene kleine digitale Reich als Ankerpunkt in eben jener neuen digitalen Unübersichtlichkeit…
»Die ursprüngliche Idee eines Weblogs war ja: Links die man aufgespürt hat für den Rest der Menschheit (und natürlich sich selbst, wer weiß heute schon noch welche Site er vorgestern besucht hat) zu dokumentieren und zu veröffentlichen, so dass nach und nach ein persönliches "Netztagebuch" entsteht in dem sich individuelle Interessen und Präferenzen dokumentieren.«
Immerhin habe ich es geschafft, wenigstens jedes Jahr einmal etwas ins Blog zu schreiben und (fast) alle jemals rausgebloggten Inhalte (dank eines stets durch die Jahre mitgeschleppten Codebatzens für diverse Redirects von diversen Domains) unter ihren damals veröffentlichten URLs zu erhalten. Hier im Archiv ist noch alles verfügbar.
Und heute? Die kleinen Notizen und Links, die damals den Charme des Bloggens ausgemacht haben, sind zu Twitter und Co. abgewandert. Nicht nur Dave Winer bedauert das. Medium ist ein heißes Ding, ich mag es nicht, in einem fremden Silo bloggen ist mir zu »unbloggig«.
Viele bloggen unverdrossen durch (wie der oben erwähnte Schockwellenreiter), oder wieder (wie Konstantin), oder kehren zu ihren Blog-Wurzeln zurück (wie Nico).
»On blogs, I can read most of the long-form writing that’s worth reading about the art and craft of programming computers. Or I can follow most of the economists’ debates that are worth having. Or I can check out a new photographer every day and see new a way of seeing the world.«
Außerdem sind wir hier nun mit SSL unterwegs. Das ist zwar bei einem öffentlichen Blog ohne jegliche Möglichkeit Daten zu hinterlassen eher überflüssig. Denn auch mit SSL wird man durch Sniffen Deines Internet-Datenstroms herausfinden dass Du dieses Blog gelesen hast, und was drin steht ist öffentlich nachlesbar. Aber es zählt ja die Geste und das Schaffen einer Atmosphäre der Selbstverständlichkeit von Verschlüsselung.
Der RSS-Feed ist unverschlüsselt erreichbar, denn manch ein missratener Feedreader oder RSS-Service hat damit noch immer seine Probleme.
In der Zwischenzeit erschien jekyll in der Version 2.0. Sie baden gerade Ihre Hände drin. Erste Sorge ist natürlich die große Frage ob nach dem Upgrade wohl auch alles funktioniert was vorher funktionierte.
Die Antwort lautet: Jawoll! Einige kleinere Änderungen an der config waren notwendig, danach renderte die Site wie vorher. Immerhin, nicht selbstverständlich!
Mit den neuen Features habe ich mich noch gar nicht befasst, die Collections haben aber durchaus meine Aufmerksamkeit erregt. Sie erlauben Strukturen die über das übliche Blog-Schema hinausgehen. Noch fehlt mir aber der Anwendungsfall dafür, aber der kommt ja meistens von selber wenn man den festen Willen hat eine Technik zu nutzen. ;-)
Und »Isso – Ich schrei sonst«. Isso wird auf dem eigenen Server installiert und dann ähnlich Disqus per JavaScript eingebunden. Die Kommentare werden in einer SQLite-Datenbank abgelegt.
Es hat nur einen Haken: Es ist Python-Gefrickel, und ich hasse Python-Gefrickel.
Einen Versuch sollte es wert sein, so habe ich es mit der (für Python-Gefrickel erstaunlich gut funktionierenden) Installation auf den Server geworfen und flugs in das Jekyll-Blog eingebaut. Nun schauen wir mal ob das benutzbar ist.
Übrigens läuft hier jetzt, wie auch bei anderen »Altblogger-Legenden«, ein statischer Blogseiten-Generator, nämlich Jekyll. Das funktioniert hervorragend und fällt mir als Ruby-Entwickler auch nicht sonderlich schwer im Umgang.
Aber wie bei allen statischen Blog-Generatoren besteht auch hier das Problem mit den Kommentaren, die ein »ordentliches« Blog eigentlich haben muss. Es wird schwierig eine Lösung ohne »Datensilo« zu finden die das Prinzip »statisch« nicht ad absurdum führt, aber ich arbeite dran…
Also mal wieder Weblog. Die letzten Jahre schrieben wir alle nur noch die Social-Networks voll und füllten die Datensilos mit all unseren schönen Sachen. Die »sie« dann mit verkaufen, für Summen die das Bruttoinlandprodukt afrikanischer Staaten übertreffen. Und eines Tages ist alles weg. Muss ja nicht sein!
Das bestehende Weblog war zwar sehr hübsch, schrie aber von seiner ganzen Anmutung nur »fülle mich mit langen schlauen Artikeln« in die Nacht hinaus. Manchmal soll es aber auch nur etwas kurzes Dummes sein.
Darum versuchen wir es also mal wieder mit dem Wald- und Wiesenbloggen in veränderter Form. Unbeeindruckt vom grassierenden Relevanz-Getue. Wie einst im Mai.
Dieses Ding hier ersetzt auch den alten Tumblr unter uninformat.io. Wir wollen ja weg von den Datensilos in »ihren« Händen…