Artikel zum Thema »tand«

Netz-Tand II - Die Lamerbar 2.0

tand netztand lamerbar

Was es heißt, wenn »man jetzt auch Web-2.0 macht«, kann man auf diesem kleinen Bildchen sehen:

Kreti und Pleti, insbesondere Kreti und Pleti aus den gläsernen Burgen der industriellen Medienproduktion, verunstalten in diesen Zeiten ihre Seiten mit einer LamerBar 2.0™ und halten sich damit für die Speerspitze germanischer Netz-Innovation. Letzter Innovator: Die gute alte »Zeit«, Verzeihung, die »Sie werden in 15 Sekunden weitergeleitet«-Zeit.

Finde ich gut. Innovativ. Total. Denn ich, also ich, der Websurfer, bin doof. Es ist mir nicht zuzutrauen, dass ich selbst daran denke, einen Artikel, der mich interessiert, in meiner deli-Sammlung abzulegen. Man muss mich mit der Nase drauf stoßen. Mich mit bunten Bildern antreiben. Mich anbetteln mit bunten Ikonen, man hört die Symbole wimmern in ihrer schmerzhaft jungfräulichen Ungeklicktheit:
»Och komm jetzt, Du Schluri aus dem Netz, wenn Du schon für umme meinen wahrhaft grandiosen Content konsumierst, dann digge mich! Deli mich! Leg mich bei Webnews an! Gib’ mir Tiernamen! Damit mehr Schluris kommen! Ja, Banner-Klick-Vieh-Schluris! Andere Schluris, die die bunten Symbole anklicken! Klick jetzt! Klick! KLICK!«

Die vage Grundidee kollektiven Bookmarksammelns, die einst das Original, del.icio.us inspirierte, das aus der Gesamtheit wohlüberlegt abgelegter Links der Benutzer eine Sammlung interessanter Dinge entsteht, ist mit den grassierenden Lamerbars dem Tode geweiht. In dem Moment, in dem man das Ablegen des Links dem bewussten überlegten Akt entzieht und als simple Bildchen-Klickerei verfügbar macht, zerstört man sie, die vage Idee. Also: Nieder mit der LamerBar 2.0™!

Netz-Tand 1

snap.com snap tand

Dieses Snap-Zeugs breitet sich aus wie einst die Vogelgrippe im Sommerloch. Überflüssig wie ein Kropf. Die Vorschau ist nicht mal näherungsweise »live«, denn fährt man beim Tim mit der Maus über den Link zum 23C3 (s.o.), so sieht man die Vorschau der Congress-Seite, die aber bereits seit Tagen im Koma liegt. Und wieder ein Spielzeug, das Daten bereits irgendwohin überträgt, bevor ich eine Chance habe, mir zu überlegen, ob ich das will. Tand! Ab zum Flohmarkt damit, bzw. in den Adblocker, einfach alles blocken was snap.com ist.

Übrigens: Netz-Tand wird eine neue Reihe, die regelmäßig die nervigen Aspekte des Lebens im Web anprangert. Das ist auch bitter nötig, selbst Blogs, die ich von ihrem Inhalt her schätze, haben sich die Seitenleisten mit Tand aus dem Spannungsfeld zwischen Spielzeug und der »Ökonomisierung aller Lebenswelten« zugekleistert, das man mit dem »Adblocken« kaum noch nach kommt. Her mit dem Pranger, lasst uns Geschäftsmodelle ruinieren, deren Modell auf ungefragte Teilnahme ahnungsloser Besucher basiert…