ByteFM ist mein Lieblings-Radiosender geworden. Keine Werbung, keine Verkehrsdurchsagen, keine berufslustigen Dummschwätzer. Ich weiß es zu schätzen, dass da echte Menschen die Musik aussuchen, die sie spielen möchten, und nicht Algorithmen wie bei Last.FM nur die Musik vorschlagen, die ich sowieso schon kenne.
»Dabei sah ich, dass es auch Geräte gibt, mit denen man sowohl fernsehen als auch Radio hören kann, sie kosten nur etwa doppelt so viel. Weil ich das aber 2009 gar nicht mehr tun möchte, jedenfalls nichts Öffentlich-rechtliches, brauche ich das teurere Gerät nicht, spare 60 Euro und kaufe davon zwei Flaschen Champagner, in dem ich meine Füße bade, wenn ich das nächste Mal byte.fm höre.«
Radio ist tot, und Radio lebt. Aber nur im Internet. Wer in diesen Zeiten richtiges Radio hören möchte, braucht kein Radio, sondern einen Computer. Komische Zeiten, oder?
Pop-Musik im Radio ist in Deutschland eine traurige Veranstaltung. Es gibt Privatradios wie, exemplarisch hier in Karlsruhe, das gruselige »die Neue Welle« mit »dem besten Musikmix aus vier Jahrzehnten«, bei denen chartkompatibler Mainstreammüll die Strecken zwischen Gewinnspielen, Verkehrshinweisen und Werbung überbrücken soll. Die meisten popmusikorientierten Radios öffentlich-rechtlicher Herkunft gleichen sich dem langsam aber sicher an, SWR3 ähnelt Privatdudelfunkern nicht nur von der Website her. Der Mix aus dem immergleichen Chart-Kram, berufslustigen Moderatoren, Verkehrshinweisen, Werbung und Mini-Nachrichten ist auf die Dauer für jedes Musikhörer-Ohr mit nur ein wenig Anspruch eine Zumutung.
Der Ausweg für alle, deren Anspruch ans Radio sich mit »weitestgehend Maul halten und gute (und manchmal auch überraschende) Musik spielen« zusammen fassen lässt: Internet-Radio. So lausche ich während der Arbeit z.B. gerne den verschiedenen Kanälen von Soma FM oder den Amerikanern von KEXP (die übrigens auch einen hörenswerten Podcast haben).
»Wir haben keine Rotation. Alle Sendungen werden nach musikalischen Gesichtspunkten gestaltet. Unser Programm beginnt täglich um 16 Uhr. Dann gibt es eine Stunde mit dem Tourkalender, da weisen wir auf deutschlandweite Konzerte hin und laden Bands ins Studio ein. Danach kommt Mixtape, eine Sendung, gemacht von Journalisten, Kneipen, Plattenläden oder Clubs. Danach beginnen die Autorensendungen, die am folgenden Tag bis 16 Uhr wiederholt werden.«
Klingt zu schön, um wahr zu sein. Radio, in dem »coole« Radio-DJs mit Geschmack »ihre« Musik vorstellen und Hörer auf Entdeckungsreise schicken. So etwas gab es früher auch im öffentlich-rechtlichen Radio. Vor der Einführung der computergesteuerten Chart-Rotation. Im Moment gibt es keine Werbung im Programm von ByteFM oder auf der Website. Sponsoring, wie der von Panasonic gesponsorte externe Player, sollen das notwendige Geld aufbringen, die Radio-DJs arbeiten derzeit ehrenamtlich.
Die ersten zweieinhalb Stunden von ByteFM waren schon sehr vielversprechend, da kann etwas Gutes entstehen. Darum: Viel Erfolg, ByteFM!