»Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.« Zum 80. Geburtstag von Ernesto Che Guevara.
Heute, am 14. Juni, wäre Ernesto »Che« Guevara 80 Jahre alt geworden, wenn ihn nicht die Büttel des so genannten »Freien Westens«, die von der CIA tatkräftig unterstützten Regierungstruppen der bolivianischen Militärdiktatur, am 9. Oktober 1967 ermordet hätten. So wurde Che, nicht zuletzt durch das legendäre Foto von Alberto Korda, in den 60ern, 70ern und 80ern eine Ikone des Aufbegehrens gegen die verkrusteten Strukturen des »Freien Westens«. Und dann schließlich in diesem Jahrtausend vorwiegend eine Pop-Ikone, die von unpolitischen jungen Leuten auf ihrem T-Shirt spazieren getragen wird, ohne dass sie auch nur den leisesten Schimmer hätten, wer das ist und wofür er stand. Die Konsumgesellschaft rezipiert halt nur noch ironisierend oder stilisierend.
Che dient darüber hinaus aber auch heute noch als Reibungs- und Projektionsfläche für das konservative Spektrum. Exemplarisch dafür ist das Essay des bei seinem politischen Flankenwechsel, von ganz links außen kommend, mittlerweile an der rechten Seite bei Springers WELT angekommenen Thomas Schmid. Comandante Che als Ventil zur nachträglichen Abrechnung mit den eigenen Jugendsünden.
Selbstverständlich darf man das Wirken Ches, wie das jeder historischen Figur, nicht losgelöst von seiner Zeit betrachten. In den 50ern und 60ern gefiel sich der »Freie Westen« in seiner antikommunistischen Hysterie in der Unterstützung von dem Kapitalismus wohl gesonnener brutaler Militärdiktaturen in Südamerika. Nur in diesem Kontext ist seine Härte im Umgang mit Gegnern der Revolution zu verstehen und zu bewerten, und nicht aus der heutigen Perspektive des mit der Welt in seinem Laptop verbundenen Couchtheoretikers des globalisierten Kapitalismus, der mit dem Ende des Staatssozialismus in Osteuropa auch den Lauf der Geschichte für abgeschlossen hält und sich nun anschickt, die Geschichte des 20. Jahrhunderts und seine Akteure nachträglich in »Gut« und »Böse« einzuteilen. Weil bekanntlich immer der Sieger die Geschichte schreibt.
Che mahnt uns mit der ganzen gnadenlosen Härte und Konsequenz seines Handelns dazu, sich auch im 21. Jahrhundert nicht mit einer ungerechten Welt abzufinden, sondern an einer besseren zu arbeiten. In diesem Sinne: Cumpleaños Feliz, Comandante!
Noch ein paar Links:
- Che 1928-2008. Schöne Sammlung in Blog-Form zum Geburtstag.
- Canciones y poesías musicalizadas dedicadas o alegóricas a Ernesto Che Guevara. Eine üppige Liste mit Liedern im MP3-Format, die Che gewidmet sind.
- Junge Welt: »Wir erlernten die Kunst des Krieges mitten im Kampf.« Erinnerungen an Che Guevara. Fidel Castro im Gespräch mit Ignacio Ramonet.
- Junge Welt: 80 Jahre Che. Foto-Reportage.
- Einige Schriften Che Guevaras.
- Die Netzeitung zum Geburtstag.
[Bild: Wikimedia Commons]