Beim Rummachen im Projekt-Verzeichnis dieses kleinen zähen Weblogs stellte ich überrascht fest, dass im just begonnenen Jahr 2022 mein allererster Blogeintrag (verfasst im nonchalant-polemisch-lockeren Stil der damaligen Weblog-Zeit) seinen 20. Geburtstag feiern wird, so das Internet bis Mai nicht noch zur Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems verboten wird.
Das ist eine durchaus lange Zeit, und wer damals dabei war, ist nun alt (das Bild zeigt einen Blogger der frühen Nuller-Jahre beim Bloggen). Aber die Welt und die Zeiten ändern sich!
Als das Web zu Beginn der 90er erfunden wurde, waren Links immer blau und unterstrichen (schon im ersten »richtigen« Browser Mosaic). Aber warum eigentlich? Im Mozilla-Blog wird diese Frage beantwortet: »Revisiting why hyperlinks are blue«
Das hat das (mittlerweile 280-Zeichen-)Haus nicht gemacht, und so ist Twitter kurz nach dem Ende März gefeierten 15. Geburtstag leider erledigt.
Deshalb ist mein einst im Januar 2007 als »Brüllr 2.0« angelegter Twitter-Account in seiner bisherigen Form Geschichte. Er wurde geleert, umbenannt und ist nun ein »Kanal« im Sinne von »POSSE«. Klassisch getwittert wird nur noch im Fußball-Account @ballreiter…
»20 Jahre später sind Blogs, von löblichen, aber doch eher wenigen Ausnahmen abgesehen, etwas, das Firmen anstelle eines Newsletters betreiben oder auch zusammen mit einem solchen. Der Bär steppt anderswo, und er steppt zum Teil auf erschreckend niedrigem Niveau. Die sozialen Verknüpfungen, die wir uns vor 20 Jahren erhofft haben, und die damals auch durchaus zustande kamen, finden heute als, nun ja: Service von privatwirtschaftlichen oder auch staatlich kontrollierten Konzernen statt (…) Schade eigentlich. Ist Bloggen im klassischen Sinne wirklich das neue Strümpfestricken geworden, harmlos und nicht sonderlich populär?«
Glückwunsch zum Durchhalten, 20 Jahre sind ja schon ganz schön lang.
Und wie immer, wenn jemand von »uns alten Bloggern« ein rundes Jubiläum nutzt, um auch mal wieder was zu bloggen, denkt man sich: »Hach ja, eigentlich ist Sachen im eigenen digitalen Haus rauszuhauen viel besser als die Daueraufgeregtheit angeblich ›sozialer‹ Netzwerke.«
Zumal die »sozialen« Netzwerke zunehmend unbenutzbarer werden. Nachdem das daueraufgeregte Politgetröte Twitter außerhalb meines wohlkuratierten kleinen Fußball-Kosmos im Grund schon die letzten Jahre zunehmend unerträglich gemacht hat, haben im Zuge von Corona leider nun auch langjährige Wegbegleiter (teilweise noch aus den »alten Blogzeiten«) den Verstand verloren und dem guten alten Twitter den Garaus gemacht. Ich bin nicht mehr bereit, mir dieses ständige anklagende Rumgeheule Tag für die Tag auf Bildschirme aller Art zu holen. Und da Facebook eh immer indiskutabel war, Insta außerhalb meiner kleinen Fußballnische ein Rummelplatz halbnackter junger Damen ist und das mit Mastodon und Co. den Startzustand thematischer Selbstbeschäftigung nie so recht verlassen hat, hat sich das mit »Sozialen Netzwerken« eigentlich im Großen und Ganzen erledigt…
»Delete all your social media accounts, brush up on your language skills, and just write. Any subject will do. And remember: practice makes perfect. Blogging separates the thinkers from the blabbers.«
Gute Idee. Schöner Vorsatz. Müsste man dann halt auch machen! Lasst uns Strümpfe stricken! 😀
»Give Firefox a chance now and enjoy a more open, private and human-centric web experience!«
Überzeugt! Also exportierte ich meine Bookmarks und wechselte!
Seit einigen Tagen ist nun Firefox der Alltagsbrowser und bis jetzt gefällt er durchaus. Okay, er sieht noch immer ein bisschen komisch aus (alleine schon der blaue Streifen über dem aktiven Tab…), aber in seiner »Browserleistung« weiß er zu überzeugen. Und das Hauptproblem früherer Versionen auf dem Mac, sein exorbitanter Speicherhunger, scheint auch behoben zu sein.
Mal schauen wie sich der Firefox im Alltag bewährt. Fürs Erste heißt es nun: »Tschöö Chrome. Bist schon ein sehr guter Browser, aber Deine Verwandten und Freunde sind ein schlechter Umgang für mich…«
Das ist ein wenig simpel gedacht, aber in der Tat können wir in diesen Tagen den 50. Jahrestag eines Meilensteins auf dem Weg zum Internet feiern. Eines der Vorgängernetze des Internets war bekanntlich das ARPANET (mit dem »Kalten Krieg« als einen der Geburtshelfer). An jenem Sonntag den 29.10.1969 saßen (denke ich mal, vielleicht standen sie auch!) abends gegen 22:30 Professor Leonard Kleinrock und einige seiner Studierende in der University Of California (UCLA) und telefonierten mit Kollegen im Stanford Research Institute (SRI). Das war nicht weiter ungewöhnlich, eher schon der Grund ihres Anrufs. Denn sie hatten einen kühnen Plan: Sie wollten sich erstmals von Los Angeles (Sitz der UCLA) aus in einem Computer im gut 560 km entfernten Menlo Park (dort ist das SRI daheim) einloggen. Student Charles Kline setzte sich an die Tastatur und die anderen hielten Kontakt per Telefon (Wikipedia – »History of the Internet«):
»We set up a telephone connection between us and the guys at SRI…«, Kleinrock (…) said in an interview: »›We typed the L and we asked on the phone:
›Do you see the L?‹
›Yes, we see the L‹ came the response.
We typed the O, and we asked, ›Do you see the O.‹
›Yes, we see the O.‹
Then we typed the G, and the system crashed…
Yet a revolution had begun.«
Die ersten übermittelten Zeichen über das, was mal das Internet werden sollte, waren also: »LO«
Das war die erste permanente Verbindung zwischen zwei weit entfernten Rechnern. Im Dezember 1969 waren es schon vier Rechner, 1981 deren 213…
Natürlich lief die Entwicklung zum Internet nicht so linear, wie das Feiern solcher Jubiläen immer suggeriert. Wer darüber mehr wissen möchte, kann sich in diese Links vertiefen: