Debian Wheezy auf dem PowerBook: »Tu es nicht! TU ES NICHT!« Er hat es getan! m(

Hätte ich mal lieber auf den inneren Skeptiker gehört. Vor ein paar Wochen noch »nur mit dem Gedanken gespielt«, konnte ich natürlich nicht widerstehen, denn Upgrade ist ja ganz einfach ;-), und musste mit einem eklatanten Verstoß gegen das eherne Gesetz der Informationstechnik, das da lautet »never touch a running system«, das Debian-Squeeze-befeuerte PowerBook auf das neue Release »Wheezy« aktualisieren.

Und es kam wie es kommen musste: Das System ist nach Aktualisierung und Neustart natürlich hinüber, wie das schöne Bild da oben zeigt. Aus mir unbekannten Gründen ist in Wheezy der benötigte Bildschirmtreiber für die Nvidia-Grafikkarte »nv« verschwunden und durch den freien »nouveau« ersetzt worden. Beim Start wird aber (für den Framebuffer der das Terminal verschönert und ggf. ein Bootlogo einblendet, Fortschritt my ass) ein falsches Kernel-Modul geladen, welches dann zu einem abrupten Ende des Bootvorgangs mit der trockenen Meldung »fb: conflicting fb hw usage nouveaufb vs OFfb NVDA,Displ – removing generic driver« führt. Abhilfe sollte eine Option in der yaboot.conf »video=offb:off« schaffen, die dann dieses herrliche Bildchen da oben produzierte. Aber immerhin keine Fehlermeldung mehr. ;-)

Mit dem Parameter “nomodeset” am yaboot-Prompt konnte man immerhin wieder in ein Text-Terminal booten, Versuche die grafische Oberfläche zum Laufen zu bewegen scheiterten aber allesamt. Als nächstes werde ich dann mal eine Live-CD auf Basis von Wheezy besorgen und schauen, ob man damit booten kann und dann von da aus mal die Konfiguration anschauen.
nouveau braucht wohl das Kernel-Modul beim Booten, um X richtig laufen lassen zu können, das wird aber mit »nomodeset« unterbunden. Und ohne den Parameter gibt es das herrlichen grafische Kunstwerk auf dem Bild da oben.

Das Powerbook ist nur ein Spielzeug, von daher ist das nicht so tragisch, wird halt mal ein Tag gefrickelt und gut ist. Es zeigt aber schön das noch stets existente Problem mit Linux auf dem Desktop. Nicht mal beim populären Ubuntu funktionieren die halbjährlichen Upgrades von Desktop-Systemen ohne Schäden (was dazu führte dass ich von meinem Intel-Mac die Ubuntu-Partition runter warf und durch Arch ersetzte, das ist aber eine Geschichte für einen anderen Artikel), und auch das elaborierte wohlgetestete Debian mit seiner angeblichen »unrelenting quality« produziert ein kaputtes System.

Gerade in den aktuellen finsteren Zeiten des PRISM-Skandals gibt es ja Naive die meinen, wenn sie jetzt auf Freie Software setzen wären sie geschützt. Was natürlich eine in ihrer Naivität rührende Illusion ist, die Schnorchelei von NSA und Co. findet hauptsächlich an Routern und Switches draußen im Internetz statt. Und da ist es völlig egal ob die abzuschnorchelnden Daten von einem OSX oder von einem Linux- oder Windows-System kommen.

Der Preis für die scheinbare Freiheit auf dem Desktop ist die Zuverlässigkeit des Systems. Seit dem Switch vor über 10 Jahren auf den Mac, wg. des Erreichen der Toleranzgrenze in Sachen »Kernel-Module und ndiswrapper-Skripte«, hat noch kein OSX-Update etwas »unbenutzbar« kaputt gemacht, und ich verlor nicht ein Byte meiner Daten oder konnte meine Arbeit wg. irgendwelcher plötzlich nicht mehr funktionierenden Dinge am System nicht machen.

Da kann Apple noch so »böse« und Linux noch so »frei und die Guten« sein – für mein Alltags-Desktop-Gerät kommt nichts anderes als OSX in Frage, man kann nur hoffen dass Apple es nicht kaputt macht indem es OSX mehr und mehr abschließt und iOSifiziert. So lange ich Signing-Gedöns abschalten kann und eine Shell habe ist mit OSX weiterhin alles in Ordnung.

Ich kenne ja Ubuntu-Freunde, die umgehen die Upgrade-Probleme indem sie /home auf eine eigene Partition legen und dann jedes halbe Jahr das System komplett neu aufsetzen. Aber das ist keine Lösung, das ist im Jahre 2013 ein schlechter Witz. So habe ich schon Mitte der 90er Upgrades gemacht, als man noch die SuSE-CD-Packs per Post bekam, da kann man fast 20 Jahre später schon etwas anderes erwarten.



5 Kommentare


Lutz am 21.06.2013:


Linux und Desktop ist wirklich immer noch grausig. Auf Notebooks ist es noch mal erheblich schlimmer.
Ich neige immer mehr dazu Linux in einer vm laufen zu lassen, das funktioniert wenigstens immer.

Ralf G. am 22.06.2013:


Virtualisierung ist halt nicht das gleiche, echte Nerds müssen unter Kernel-Kontrolle laufen.

Es ist aber schon übel dass man durch das Zeug für die billigen Effekte (sprich, dass durch den Console-Framebuffer der Bootvorgang mit einem schönen bunten Logo garniert werden kann) in Schwierigkeiten kommt.

trenc am 25.06.2013:


Komisch, den Tux in der oberen Ecke habe ich bisher nur in Live-Distributionen gesehen. In meinen Debian-Installationen ist der mir noch nie zu Gesicht gekommen.

Ralf G. am 25.06.2013:


trenc, bei mir taucht der sowohl auf dem Powerbook als auch in einer Installation innerhalb von VirtualBox beim Start auf, ohne dass ich den jetzt gerufen hätte.

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