Juni 2018

Digitale Teilhabe und statische Seiten

weblogs

Armin Hanisch hat zwei schöne »Weblog-Meta-Longreads« gebloggt (via Schockwellenreiter):

In »WordPress, Hugo & Digitale Teilhabe« wird anlässlich der »DSGVO-Blog-Abschaltwelle« der Bogen gespannt von den Anfängen der Bloggerei, der Weltherrschaft von Wordpress, den aktuellen Trends zu statischen Blogging-Systemen wie Jekyll, Hugo, Hexo, Gatsby und Co. bis hin zum Anspruch, seine Inhalte nicht in irgendeiner Plattform zu versenken, sondern unter eigener Domain und eigener Kontrolle zu halten.

Soweit so gut und lesenswert, doch IMHO geht es dabei inhaltlich ein wenig durcheinander. Ich kontrolliere meine Inhalte selbstverständlich auch dann, wenn ich auf meinem Server oder Webspace ein Wordpress installiere. In der Hinsicht unterscheidet sich das nicht von statisch generierten Webseiten, natürlich muss ich dann für die Daten auf dem Server eine Backup-Strategie haben. So wie ich das auch für mein Verzeichnis mit Markdown-Dateien auf meinem Computer daheim haben muss.

Und am Ende heißt es, als statische Generatoren als einfachere Alternative zu Wordpress und Co. vorgeschlagen werden:

»Der überwiegende Teil alle der Auftritte, die im Zuge der DSGVO panikartig abgeschaltet wurden, ging deshalb vom Netz, weil die Betreiber schlichtweg keine Ahnung hatten, was da alles passiert.«

Nach meiner Erfahrung wird aber jemand, der durch ein doch relativ übersichtliches (sofern man es bei Themes und Plugins nicht übertreibt) System wie Wordpress nicht durchblickt, mit statischen Generatoren auch nicht glücklich werden. Ohne Kommandozeile kommt man praktisch nicht aus, man muss die benötigten Komponenten installieren (je nach System mit Ruby und RubyGems oder man begibt sich gar in die selbst unter Entwicklerinnen und Entwicklern verhasste »npm-Hölle«) und sich ein Deployment (Übertragen der fertig gerenderten Website zum Hoster oder Server) überlegen. Nicht umsonst war die erste »Catchline« der ersten Jekyll-Versionen damals »Blogging for Hackers«…

In »Warum Markdown« liefert Armin Hanisch dann noch eine schöne Einführung in Markdown. Früher war ich eigentlich eher der Typ für Textile, aber es ist wie mit VHS vs Beta oder Windows vs Mac: Das bessere System hat verloren und man gewöhnt sich auch an Markdown…

Grundsätzlich finde ich es natürlich hervorragend, dass durch DSGVO, die »Datenkonzerne« und dem modischen Trend zu statischen Generatoren das Bloggen auf dem eigenen digitalen Grundstück wieder einen zarten Aufschwung nimmt. Weiter so!