15 Jahre
Kürzlich feierte der Schockwellenreiter das 17-jährige Jubiläum seines Weblogs (dazu natürlich: Herzlichen Glückwunsch!). Das kam zur rechten Zeit, denn beim Stichwort »Jubiläum« und angesichts des nahenden Wonnemonats Mai machte es dann »Klick« und ich erinnerte mich an das eigene Jubiläum: Exakt heute vor 15 Jahren erblickte mein allererstes Blog mit einem etwas kruden Artikel zu einem nicht minder kruden Artikel auf SpOn mit dem Titel »Die freie Hasswirtschaft…« das Licht der Welt.
Einen Meta-Artikel reichte ich erst drei Tage später nach (das Blog war da noch Teil einer anderen Site, das erklärt den komischen Text) und schrieb:
»Die ursprüngliche Idee eines Weblogs war ja: Links die man aufgespürt hat für den Rest der Menschheit (und natürlich sich selbst, wer weiß heute schon noch welche Site er vorgestern besucht hat) zu dokumentieren und zu veröffentlichen, so dass nach und nach ein persönliches "Netztagebuch" entsteht in dem sich individuelle Interessen und Präferenzen dokumentieren.«
Stimmt. So war das dann ja auch.
In den 15 Jahren wechselten Blog-Software, Design und Domains mehrere Male. Die allererste Version war mit einer Portalsoftware namens »Geeklog« realisiert, die zu meiner großen Überraschung heute immer noch existiert. Es folgte die gute alte pMachine (die dann an ihrem Erfolg und ihrer Mutation zu einem CMS namens ExpressionEngine den tödlichen Pfad der undefinierten Featuritis einschlug), das elegante Textpattern, eine Eigenentwicklung in Ruby On Rails und schließlich (heute) der Sitegenerator Jekyll.
Immerhin habe ich es geschafft, wenigstens jedes Jahr einmal etwas ins Blog zu schreiben und (fast) alle jemals rausgebloggten Inhalte (dank eines stets durch die Jahre mitgeschleppten Codebatzens für diverse Redirects von diversen Domains) unter ihren damals veröffentlichten URLs zu erhalten. Hier im Archiv ist noch alles verfügbar.
Als »der Blog« noch »das Weblog« hieß waren Blogs eine »heiße Sache«. Argwöhnisch beäugt von der Journaille, waren sie trotz »Web 2.0« und »Social Media« nie ganz tot zu kriegen. Schnell machte man sich Gedanken, wie man mit Bloggen Geld verdienen kann und der Pro-Blogger war geboren. Das waren die Zeiten!
Und heute? Die kleinen Notizen und Links, die damals den Charme des Bloggens ausgemacht haben, sind zu Twitter und Co. abgewandert. Nicht nur Dave Winer bedauert das. Medium ist ein heißes Ding, ich mag es nicht, in einem fremden Silo bloggen ist mir zu »unbloggig«.
Viele bloggen unverdrossen durch (wie der oben erwähnte Schockwellenreiter), oder wieder (wie Konstantin), oder kehren zu ihren Blog-Wurzeln zurück (wie Nico).
Auch international wird natürlich weiter gebloggt, Tim Bray schrieb kürzlich:
»On blogs, I can read most of the long-form writing that’s worth reading about the art and craft of programming computers. Or I can follow most of the economists’ debates that are worth having. Or I can check out a new photographer every day and see new a way of seeing the world.«
Wozu dann Kottke schrieb:
»(…) but as Bray suggests, a few of us diehards will still be hoofing it here on our small stages until they sweep us off the stage.«
Und hier, was ist auf dieser meiner »Stage« los? Hier passierte in letzter Zeit eher wenig, gebloggt habe ich nur fleißig drüben im Fußballblog…
Aber wer weiß, interessante Dinge (Stichwort »Microblog«) werfen ihre Schatten voraus, vielleicht setzen diese wieder einen neuen Impuls. Mal gucken…