Juni 2013

Debian Wheezy auf dem PowerBook: »Tu es nicht! TU ES NICHT!« Er hat es getan! m(

osx linux debian

!/images/oh-wheezy-my-wheezy.jpg!

Hätte ich mal lieber auf den inneren Skeptiker gehört. "Vor ein paar Wochen noch »nur mit dem Gedanken gespielt«":http://uninform.at/e/debian_7_wheezy_ist_da, konnte ich natürlich nicht widerstehen, denn "Upgrade ist ja ganz einfach":http://www.sysadminslife.com/linux/howto-upgrade-debian-6-squeeze-zu-debian-7-wheezy/ ;-), und musste mit einem eklatanten Verstoß gegen das eherne Gesetz der Informationstechnik, das da lautet »never touch a running system«, das Debian-Squeeze-befeuerte "PowerBook":http://uninform.at/tag/powerbook auf das "neue Release »Wheezy«":http://uninform.at/e/debian_7_wheezy_ist_da aktualisieren.

Und es kam wie es kommen musste: Das System ist nach Aktualisierung und Neustart natürlich hinüber, wie das schöne Bild da oben zeigt. Aus mir unbekannten Gründen ist in Wheezy der benötigte Bildschirmtreiber für die Nvidia-Grafikkarte »nv« verschwunden und durch den freien »nouveau« ersetzt worden. Beim Start wird aber (für den Framebuffer der das Terminal verschönert und ggf. ein Bootlogo einblendet, Fortschritt my ass) ein falsches Kernel-Modul geladen, welches dann zu einem abrupten Ende des Bootvorgangs mit der trockenen Meldung »fb: conflicting fb hw usage nouveaufb vs OFfb NVDA,Displ - removing generic driver« führt. Abhilfe sollte eine Option in der yaboot.conf »video=offb:off« schaffen, die dann dieses herrliche Bildchen da oben produzierte. Aber immerhin keine Fehlermeldung mehr. ;-)

Mit dem Parameter "nomodeset" am yaboot-Prompt konnte man immerhin wieder in ein Text-Terminal booten, Versuche die grafische Oberfläche zum Laufen zu bewegen scheiterten aber allesamt. Als nächstes werde ich dann mal eine Live-CD auf Basis von Wheezy besorgen und schauen, ob man damit booten kann und dann von da aus mal die Konfiguration anschauen. nouveau braucht wohl das Kernel-Modul beim Booten, um X richtig laufen lassen zu können, das wird aber mit »nomodeset« unterbunden. Und ohne den Parameter gibt es das herrlichen grafische Kunstwerk auf dem Bild da oben.

Das Powerbook ist nur ein Spielzeug, von daher ist das nicht so tragisch, wird halt mal ein Tag gefrickelt und gut ist. Es zeigt aber schön das noch stets existente Problem mit Linux auf dem Desktop. Nicht mal beim populären Ubuntu funktionieren die halbjährlichen Upgrades von Desktop-Systemen ohne Schäden (was dazu führte dass ich von meinem Intel-Mac die Ubuntu-Partition runter warf und durch Arch ersetzte, das ist aber eine Geschichte für einen anderen Artikel), und auch das elaborierte wohlgetestete Debian mit seiner angeblichen "»unrelenting quality«":http://powerpcliberation.blogspot.de/2013/06/debian-unrelenting-quality.html produziert ein kaputtes System.

Gerade in den aktuellen finsteren Zeiten des "PRISM-Skandals":https://netzpolitik.org/tag/prism/ gibt es ja "Naive die meinen, wenn sie jetzt auf Freie Software setzen wären sie geschützt":http://words.steveklabnik.com/returning-to-free-software-a-guide. Was natürlich eine in ihrer Naivität rührende Illusion ist, die Schnorchelei von NSA und Co. findet hauptsächlich an Routern und Switches draußen im Internetz statt. Und da ist es völlig egal ob die abzuschnorchelnden Daten von einem OSX oder von einem Linux- oder Windows-System kommen.

Der Preis für die scheinbare Freiheit auf dem Desktop ist die Zuverlässigkeit des Systems. Seit dem Switch vor über 10 Jahren auf den Mac, wg. des Erreichen der Toleranzgrenze in Sachen »Kernel-Module und ndiswrapper-Skripte«, hat noch kein OSX-Update etwas »unbenutzbar« kaputt gemacht, und ich verlor nicht ein Byte meiner Daten oder konnte meine Arbeit wg. irgendwelcher plötzlich nicht mehr funktionierenden Dinge am System nicht machen.

Da kann Apple noch so »böse« und Linux noch so »frei und die Guten« sein - für mein Alltags-Desktop-Gerät kommt nichts anderes als OSX in Frage, man kann nur hoffen dass Apple es nicht kaputt macht indem es OSX mehr und mehr abschließt und iOSifiziert. So lange ich Signing-Gedöns abschalten kann und eine Shell habe ist mit OSX weiterhin alles in Ordnung.

Ich kenne ja Ubuntu-Freunde, die umgehen die Upgrade-Probleme indem sie /home auf eine eigene Partition legen und dann jedes halbe Jahr das System komplett neu aufsetzen. Aber das ist keine Lösung, das ist im Jahre 2013 ein schlechter Witz. So habe ich schon Mitte der 90er Upgrades gemacht, als man noch die SuSE-CD-Packs per Post bekam, da kann man fast 20 Jahre später schon etwas anderes erwarten.

5 Kommentare

Lutz am 21.06.2013:

Linux und Desktop ist wirklich immer noch grausig. Auf Notebooks ist es noch mal erheblich schlimmer. Ich neige immer mehr dazu Linux in einer vm laufen zu lassen, das funktioniert wenigstens immer.

Ralf G. am 22.06.2013:

Virtualisierung ist halt nicht das gleiche, echte Nerds müssen unter Kernel-Kontrolle laufen. Es ist aber schon übel dass man durch das Zeug für die billigen Effekte (sprich, dass durch den Console-Framebuffer der Bootvorgang mit einem schönen bunten Logo garniert werden kann) in Schwierigkeiten kommt.

trenc am 25.06.2013:

Komisch, den Tux in der oberen Ecke habe ich bisher nur in Live-Distributionen gesehen. In meinen Debian-Installationen ist der mir noch nie zu Gesicht gekommen.

Ralf G. am 25.06.2013:

trenc, bei mir taucht der sowohl auf dem Powerbook als auch in einer Installation innerhalb von VirtualBox beim Start auf, ohne dass ich den jetzt gerufen hätte.

Debian Wheezy auf dem PowerBook: Bedingungslose Kapitulation

osx linux debian

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Da ist das Ding wieder! "Das vor einigen Tagen durch meinen vorwitzigen Upgrade-Wahn ruinierte Powerbook":http://uninform.at/e/wheezy_powerbook_1 lebt wieder! Und das in seiner ganzen Pracht. Nur mit einem kleinen Haken: Es wurde zurück gesetzt auf Debian Squeeze aus einem glücklicherweise vorhandenen Backup der System-Partition.

Das Wheezy mit dem »nouveau«-Treiber war nicht dazu zu bewegen, mit dem Powerbook G4 (genauer mit der darin verbauten GeForce4-Grafikkarte) zu funktionieren. Lt. den »guten« Tipps aus dem Internetz sollte man die Framebuffer-Devices beim Starten ausschalten, weil sonst das Kernel-Modul von nouveau nicht den richtigen Modus einstellen kann. Dummerweise hat das Nebenwirkungen wie einen einfrierenden Bildschirm beim Systemstart. Das System vermisst dann seinen Framebuffer um beim Boot "solche einfach nur großartig aussehenden Startlogos":/images/ubuntu-logo-wie-hulle.jpg oder "einen Pinguin in der Ecke des Bildschirms":/images/pb12-boot-fb-penguin.jpg anzeigen zu können. Überflüssig wie ein Kropf, schafft nur zusätzliche Fehlerquellen.

Zusätzlich soll man dann noch 3D-Beschleunigung für nouveau ausschalten damit das funktioniert. Diese funktionierte ja bei Squeeze mit dem alten nv-Treiber einwandfrei, aber der musste ja aus mir unbekannten Gründen ja unbedingt raus. Das ist Fortschritt!

Testhalber habe ich noch Linux MintPPC einmal installiert und eine Lubuntu-13.04-PPC-CD gestartet. (Lubuntu musste es übrigens sein weil Ubuntu aktuell nur CD-Images zum Download anbietet die nicht auf eine CD gebrannt werden können, unfassbar!). Beide, Mint und Ubuntu haben ja unter der Haube sowieso Debian Wheezy im Einsatz, sie nehmen Debian Testing und packen einen grünen Desktop (Mint) oder Amazon-Ads und die eigene hässliche Desktop-Umgebung (Ubuntu) dazu. Und beide zeigten nach dem Start die gleichen Symptome: Sie zeigten nach dem Start nämlich gar nichts mehr an.

Somit ergeht nun das Urteil: Wheezy kann auf alten Powerbooks mit GeForce-Grafikkarte nicht benutzt werden. Kapitulation war die einzige Lösung. Es läuft keine aktuelle auf Debian basierende Distribution mehr mit den alten Powerbooks.

Damit blieb nur der Weg zurück zu Squeeze. Zum Backup/Restore einer ganzen Partition kann man übrigens "diese Anleitung benutzen":http://ubuntuforums.org/showthread.php?t=35087, evtl. muss beim Restore aber das Journaling der Partition repariert und die Platten-IDs in yaboot.conf angepasst werden. Dazu benötigt man dann eine Squeeze-Installations-CD, die man im »rescue«-Modus startet und dort diese Reparaturen einfach durchführen kann.

Oder man macht es mit der "harten Methode mit dd":https://wiki.archlinux.org/index.php/Disk_Cloning. Das funktioniert eigentlich immer mit jeder Boot-CD, ist aber nicht gerade »verbose«, man muss wissen was man tut (z.B. nicht wie ich die falsche Partition sichern ;-), zum Glück hatte ich noch ein älteres Backup). Dafür ist nach dem Restore sofort alles in Ordnung, weil einfach Sektoren auf die Platte zurück geschrieben werden.

Fazit: Upgrade war eine überflüssige Frickel-Aktion, mit solchen Sachen muss man halt immer rechnen wenn man sich auf Linux einlässt (gerade mit Hardware abseits des Mainstreams, wie das PPC-Rechner heute leider sind).

2 Kommentare

Dirk am 25.06.2013:

Ich könnte dir jetzt einen mir bekannten KDE-Entwickler vorbeischicken, der dir dann sicherlich erklären könnte, warum nv rausmusste und nouveau rein musste (irgendwas mit closed source Kernel-Modulen oder so bestimmt). Aber zu unserer aller Sicherheit und Senkung des Blutdrucks mache ich das nicht, sondern stimme dir einfach zu. :)

Steffen am 25.07.2013:

Am Ende des Tages lande ich auch immer wieder bei Debian. Doch im Server Bereich ist es nicht so umständlich da man sich eigentlich nie mit der Grafikkarte auseinander setzen muß. Falls du je wieder Lust bekommen solltest, ich hatte mal vor Jahren mit einem stein alten Laptop ein Grafik Problem (war so ein IBM Wartungs Laptop mit mini Bildschirm der skalierte, etc.) ... ich hab damals Lenny zum laufen bekommen. Der Grafiktreiber wollte ums verrecken nicht richtig, also hab ich durch Zufall gesehen das Knoppix es ohne zu zucken hin bekommt und mich dann an dem Treiber orientiert ... irgendwas in Taiwan auf einer Website runtergeladen auf der ich nichts lesen konnte. Fazit: die Kiste lief wie durch ein Wunder. Aber nur mal so dahergeschwallt ... ohne es wieter zu untersuchen ... "warum nv rausmusste und nouveau rein musste" ... kernel selber backen mit dem alten Treiber?